Gebärdensprache – von der Leidenschaft zum Beruf
Als Silke in den 80er Jahren den Film “Gottes vergessene Kinder“ sah, konnte sie wohl kaum ahnen , wie sehr er ihr weiteres Leben verändern würde.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Mark Medoff. Im Original heißt er „Children of a Lesser God“. Die Hauptrolle spielte die fast gehörlose Marlee Matlin, damals 21 Jahre alt. Sie überzeugte so sehr, dass sie 1987 den Oscar und auch den Golden Globe, jeweils als beste Hauptdarstellerin bekam. Bis heute ist sie die jüngste Oscar-Gewinnerin und die erste Gehörlose. Nach diesen Erfolgen spielte der Film in den USA etwa 31,8 Millionen Dollar ein. Regisseur Randa Haines erhielt bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1987 den Silbernen Bären. Es war nicht der erste Film über Gehörlose. Doch Haines war der erste, der mit hörgeschädigten Schauspielern arbeitete und für die Dreharbeiten Dolmetscher engagierte.
Der Film überzeugte nicht nur in den USA und bei den internationalen Filmfestspielen, er überzeugte auch Silke.
Sie war fasziniert von der Schönheit der Gebärdensprache und wollte sie erlernen. Doch 1987 war das leichter gesagt als getan. Erst 1993 war sie erfolgreich und besuchte einen von gehörlosen Studenten angebotenen Gebärdensprachkurs. Drei Jahre lang erlernte sie die Sprache und hatte im Anschluss daran immer Kontakt zu gehörlosen Menschen. Silke sagt: “Ohne die engen Freundschaften wäre es schwer möglich gewesen. die Gebärden nicht wieder zu vergessen und sich flüssig unterhalten zu können. Gebärdensprache ist meine Leidenschaft geworden“.
Wenn man sie gebärden sieht, weiß man, dass Silke die Sprache liebt. Ihre Hände tanzen, ihre Mundbewegungen sehen richtig schön aus.
Ursprünglich wollte sie Modedesign studieren, landete dann über Umwege bei einer Brauerei in Hamburg, in der sie über mehrere Jahre sehr kreativ in der Abteilung Verkaufsförderung arbeitete. Anschließende längere Auslandsaufenthalte in China, Schweden und Indien bewegten Silke dazu. ins klassische Handwerk zu wechseln, der Möbeltischlerei. Sie unterstützte eine anerkannte Hamburger Kunsttischlerin bei ihrer Arbeit.
“Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht. Es war schön zu sehen wie Ideen umgesetzt greifbar wurden und benutzbar in Form von unterschiedlichsten Möbelstücken”. Später kamen freiberufliche Tätigkeiten in den verschiedensten Bereichen dazu, in denen Silke unter anderem an der Elbschule „Bildungszentrum Hören und Kommunikation“ kreatives Gestalten für hörgeschädigte Schulkinder anbot und dort ihre Leidenschaft, das Gebärden, weiter anwenden konnte.
“Mir hat die kreative Arbeit mit den Schulkindern sehr gefallen, da viele so begeisterungsfähig waren und ich dort auch in Gebärdensprache kommunizieren konnte”.
Eher zufällig kam ein Kontakt zu Rona Meyendorf, der Leiterin des Dialog im Stillen, zustande, die selber gehörlos ist und ihr eine Stelle als Kommunikationsassistentin im Dialoghaus anbot. Silke wurde zu ihrer persönlichen Assistentin, arbeitet aber auch für das gesamte Team des Dialog im Stillen, zu dem acht gehörlose Guides gehören.
“Die Arbeit im Dialoghaus ist sehr abwechslungsreich und ich bin immer noch froh über das Vertrauen, das mir beim Angebot der Stelle entgegen gebracht wurde”, sagt Silke und muss dann wieder an ihren Job.
Es gibt zu viel über Silke zu erzählen, als dass man sie in einem Blog abhandeln könnte. Wir werden noch viel über sie erzählen. Bleibt gespannt!